

Ärztehaus: Erstes Jahr, neue Mieter
Wie zufrieden sind Eigentümer, Gesundheitsexperten und Gastronomen?
Seit einem Jahr läuft der Betrieb im Ärztehaus Medicplaza im Waiblinger Gewerbegebiet Eisental. Zwei Praxen sind momentan aber noch eine Baustelle. In der einen soll voraussichtlich im April ein Augen-OP-Fachbereich loslegen, geführt von dem Esslinger Augenarzt Dr. Josef Weindler, der über ein Dutzend Zweigstellen in der Region hat. Ein paar Monate später wird dann ein Zahnarzt, der bislang in einer Stuttgarter Praxis angestellt ist, in Waiblingen seine erste eigene Praxis eröffnen. Die Medicplaza-Investoren sind mit dem ersten Jahr sehr zufrieden. Was sagen Ärzte, der Wirt des Restaurants Più und die Orthopädieschuh-Werkstatt?
Bei einem Baustellen-Besuch in der Lise-Meitner-Straße zeigen die Eigentümer, was noch zu tun ist, bis auch die letzten Bereiche des Medicplaza bezogen werden können. Arion Frank ist Architekt aus Winnenden und hat auch das Ärztehaus geplant. Christopher Sommer kommt aus der Druckbranche (Elanders) und führt heute eigene Unternehmen wie die P2 MedienInvest Holding aus Winnenden und die Visualisierungsfirma Wurzel Digital aus Esslingen. Dritter Medicplaza-Eigentümer ist sein Bruder Marc-Olivier Sommer.
Die vorletzte Praxis eröffnet Augen-OP-Fachmann Dr. Josef Weindler
In der zweiten Etage ihres Gebäudes im Eisental sind aktuell Handwerker am Werk: In nebeneinanderliegenden Räumlichkeiten entstehen die künftige OP- sowie die Zahnarzt-Praxis. Was den Bereich der ambulanten Augenoperationen angeht, könne der künftige Mieter Dr. Josef Weindler von Investorenseite aus „relativ schnell loslegen“, sagt Arion Frank. Die Eigentümer hätten bereits einiges an Geld und Zeit investiert, um die für Operationsräume nötige Anlagentechnik zu schaffen. Doch je nachdem, wie schnell die Praxiseinrichtung geliefert und alles betriebsbereit gemacht werden kann, sei noch nicht ganz sicher, wann erste Operationen stattfinden können. Arion Frank und Christopher Sommer schätzen, dass es im April so weit sein könnte. Noch etwas länger dauert es, bis auch der künftige Medicplaza-Zahnarzt hier behandeln kann. Am 1. Juni wollen die Eigentümer die Räume übergeben. Nach der Ausstattung mit Technik und Möbeln wird es wohl im dritten Quartal 2025 losgehen, sagt Christopher Sommer. Als Zahnarzt, der hier eine erste eigene Praxis gründet, haben die Medicplaza-Chefs Sören Aigeldinger gewinnen können. Er ist bislang in der Praxis Häußermann in Stuttgart-Bad Cannstatt tätig.
Arion Frank: „Unsere Entscheidung für Industriegebiet war richtig“
Dass auch die neuen Mieter gut zu tun haben werden, davon sind die Vermieter überzeugt. Die Resonanz, sowohl der Ärzte als auch der Patienten und anderer Gäste, sei „überaus positiv“, so Arion Frank. Der Ärztemangel mache sich ja überall bemerkbar. Auch die Befürchtung, dass ein Ärztehaus nicht ins Industriegebiet passe, habe sich nicht bewahrheitet. „Heute muss man festhalten: Unsere Entscheidung war richtig.“ Die Erreichbarkeit sei gut, sowohl per Auto als auch per Bus. 114 Parkplätze gibt es, 30 mehr als ursprünglich geplant, sagt Christopher Sommer. Zunächst waren die Parkflächen frei befahrbar, dann wurden Schranken installiert. Die ersten 30 Minuten sind kostenlos, die Frequenz „teils sehr hoch“ und die Parkdauer kurz.
Ein paar Monate später als andere Praxen, im Sommer 2024, haben die Hausärzte des Medicplaza begonnen, hier Patienten zu empfangen. Dr. Bernd Heim und sein Sohn Dr. Benjamin Heim haben in Waiblingen einen zweiten Standort eröffnet – zusätzlich zur weiterhin bestehenden Praxis in Remshalden. Die Räume dort wurden zu klein für den Bedarf, so Dr. Benjamin Heim. Vor allem gab es zu wenig Platz für die eigenen Mitarbeitenden, die Medizinischen Fachangestellten. Zufällig seien die Heims Ende 2023, Anfang 2024 auf das Medicplaza gestoßen und auf die Eigentümer zugegangen, sagt der Hausarzt. Heute wechseln sein Vater und er sich ab: Mal ist der eine in Waiblingen und der andere in Remshalden, mal andersherum. Zudem haben sie eine junge Ärztin für das Medicplaza angestellt, eine Weiterbildungsassistentin in Vollzeit.
Praxis Heim aus Remshalden: „Bedarf riesig“
Die angestammte Praxis in Remshalden hat einen großen Patientenstamm. Bis der auch in Waiblingen so angewachsen ist, dauert es noch, sagt Benjamin Heim. Aber man wachse schnell, „weil der Bedarf so riesig ist“. So haben die Heims in der neuen Praxis deutlich gemerkt, als im vergangenen Herbst Dr. Thomas Rahmann in der Blumenstraße aufhörte, nach fast 40 Jahren. Der Hausarzt begründete den Schritt mit dem Mangel an Medizinischen Fachangestellten (MFA), die es für so eine Praxis nun mal braucht. Die Hausärzte Heim senior und junior schätzen die Zusammenarbeit im Waiblinger Ärztehaus, sagt Benjamin Heim. Bei akuten Befunden habe er schon zu den Kollegen im Haus gehen können, um sich zu besprechen – und die Patienten bekamen kurzfristig einen Termin beim Facharzt. „Exzellent“, findet das der Allgemeinmediziner. Im selben Gebäude gibt es Radiologen, Orthopäden, Augenärztinnen, Hautärzte, Kardiologen, Neurochirurgen sowie Physiotherapie.
Holzwarth Orthopädieschuhtechnik: Anfang war „turbulent“
Zufrieden sind auch die Orthopädie-Schuhtechniker im Erdgeschoss. Die Familie Holzwarth-Ruml hat zugunsten des Medicplaza-Neubaus ihren Stammsitz in der Goethestraße aufgegeben. Der Umzug war „wahnsinnig turbulent“, sagt Simone Holzwarth-Ruml. Aber die Kunden seien von Anfang an auch ins Eisental gekommen. Den neuen Standort hätten „die allermeisten gut aufgenommen“. Beim ersten Besuch fanden es manche noch schwer zu finden, aber danach ging es, sagt Sohn und Orthopädie-Schuhmachermeister Patrick Ruml. Bis auf erwartbare „Anlaufschwierigkeiten“ sei alles gut, die Abstimmung mit den Eigentümern „reibungslos“. Die Firma verzeichnet auch mehr Publikumsverkehr, liegt „strategisch gut“ im Eingangsbereich, sagt Patrick Ruml. Vor allem haben die Schuhmacher deutlich mehr Platz als früher, größere Anmessräume und ein freundlicheres, helleres Ambiente, sagt der junge Meister. Mehr Lagerfläche könnte allerdings nötig werden. Eventuell müsse man noch etwas in der Nähe suchen. Das Ziel sei nun für 2025: „Alles in ruhigeres Fahrwasser bringen“. Nach seinem Bruder René Ruml ist auch Patrick nun Meister, keiner müsse mehr zur Schule. Jetzt könnten endlich mal alle vor Ort schaffen, „den Status quo halten und gegebenenfalls leicht ausbauen“.
Restaurant Più im Medicplaza: Business-Lunch ist besonders wichtig
Und wie ist die Lage im gastronomischen Bereich? Im Mai eröffnete das Restaurant Più. Die Inhaber Markus Campagnoni und Daniel Severino waren vorher in der Konz-Tagesbar zu finden. Der Umzug sei die richtige Entscheidung gewesen, sagt Daniel Severino. Er sei „sehr zufrieden“ mit dem ersten Dreivierteljahr. Zwar sei das Teil-Ziel, einen Treffpunkt für Mütter zu etablieren, eher nicht aufgegangen. Frühstück werde nicht so nachgefragt. Dafür hätten Mittagsmenü und Abendessen sich bewährt. Am besten laufe der Business-Lunch mit drei Gängen in der Mittagszeit. Auch abends ist viel los, sagt Severino. Abendessen gibt es im Più donnerstags bis samstags. Am Sonntag ist Ruhetag. Montag bis Mittwoch ist inzwischen nur noch bis 15 Uhr geöffnet, statt wie anfangs bis 17 Uhr. An den Tagen sei „nicht mehr der große Andrang“ am Nachmittag da gewesen, so der Chef. Die Mittage sind viel wichtiger. „Wir schauen zuversichtlich ins Jahr 2025.“
Vielleicht noch ein Ärztehaus um Schorndorf oder in der Region
Das tun auch die Medicplaza-Investoren. Wenn die beiden letzten Praxen fertig sind, werden sie „einmal tief durchatmen“, sagt Arion Frank. Und dann? Um die Hausverwaltung vor Ort wird sich eine externe Firma kümmern, Ziesel aus Waiblingen. Wollen die Eigentümer ein weiteres Ärztehaus hochziehen? Gut vorstellen können sie es sich, „zu gegebener Zeit“, so Arion Frank. Es komme auf den Standort an. Wissen und Konzept könnten sie übertragen. „Das Projekt strahlt über Waiblingen hinaus“, findet Christopher Sommer. Und der Bedarf ist überall hoch. Einen konkreten Ort für ein weiteres Ärztehaus haben sie aber noch nicht im Blick, sagen sie. Im „Radius Schorndorf und ein bisschen plus“, so Sommer, wäre es denkbar. Auf einen 40-Kilometer-Radius taxiert Frank den Bereich für die Standortsuche. Aber sie hätten dabei „keine zeitliche Not“.